Folke Tegetthoff
In seinem 60-minütigen Erzählvortrag begeisterte der Märchendichter und Erzähler Folke Tegetthoff mit seiner „Schule des Zuhörens“ am 14. März 2024 die Schüler*innen der 3. Klassen und deren Professor*innen Nadine Pajenk und Manfred Weissenbacher dafür, ihre Ohren zu öffnen und anderen Aufmerksamkeit zu schenken.
Seit 2007, nunmehr also bereits das 18. Jahr, hält Folke Tegetthoff im Rahmen seiner „Schule des Zuhörens“ Workshops und Lesungen ab, in welchen er das bewusste Abschalten der elektronischen Geräte, das Verstummen der unzähligen Social-Media-Benachrichtigungen und das Öffnen der Sinne für die vielfältigen Stimmen um uns herum einfordert, um somit eine tiefere Verbindung zur Welt und den Menschen zu ermöglichen – denn das Leben will gehört werden. „Bei Kindern ist die Sehnsucht nach dem Zuhören größer geworden, da sie tagtäglich mit Reizen überflutet werden und sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren können”, erklärte Tegetthoff.
Es war eine Freude zu sehen, wie die Schüler*innen mit „neugierigen Ohren“ auf den bekannten Autor warteten und anschließend beim aktiven Zuhören seine Worte zu „Bildern im Kopf“ werden ließen. Auf die Ohren und die damit verbundene transformatorische Kraft hatte es Tegetthoff besonders abgesehen. Denn der in Graz aufgewachsene Autor erzählte weit ausholend von diesem auditiven Sinnesorgan, als wäre es ein Held, was Ohren seiner Meinung nach ja tatsächlich seien, denn das Innenohr ist bereits in der frühen Schwangerschaft so weit entwickelt, dass ein ungeborenes Kind erste akustische Reize wahrnehmen kann, zunächst Geräusche aus dem Körper der Mutter, später von außerhalb.
In seinen Fantasiereisen machte der Märchenerzähler Tegetthoff an diesem Tag mit den Schüler*innen eine geographische Weltreise, u. a. mit Stationen in Amerika, Afrika oder Asien, wobei der Autor alle dort vorgekommenen Länder selbst bereist hat. Dass die Welt nur ein Spiegelbild unserer selbst ist, zeigte Tegetthoff beispielhaft mit dem indischen Märchen vom Hund im Tempel der tausend Spiegel eindrucksvoll – und schon klappte es auch in unserem Festsaal besser mit dem Lächeln.
Folke Tegetthoff vereint in seiner Erzählkunst die klassischen Elemente der fantastischen Literatur mit einer zeitgenössischen Sprache und Symbolik, jedoch ist das Märchen bei ihm weit mehr als nur eine Literaturgattung. Es ist ein Lebensstil, der neue Dimensionen eröffnet und tiefer in uns führt – ein Spiegelbild unserer Seele! Dabei vertraut Folke Tegetthoff auf die Kraft der Kommunikation, der Märchen und der guten Geister – denn dann ist immer ein märchenhaftes Happy End möglich …
Im Rahmen des diesjährigen Festivalthemas 2024 #growingstories wird Folke Tegetthoff von einem „Geschichtenbaum“ begleitet, der durch Geschichten – entstanden durch das Zuhören – wächst. Um unseren Schüler*innen dabei eine Stimme zu geben, wurden ihre Worte, die sie unter dem Motto „Wenn wir nicht jeden Tag über uns hinauswachsen, wie sollen wir uns dann vorwärtsbewegen?“ auf eine Postkarte geschrieben haben, im „Geschichtenbaum“-Briefkasten gesammelt und anschließend auf lebende Bäume in den vier Festivalstandorten in der Steiermark (Graz, Bad Radkersburg, Bruck/Mur, Weiz) gehängt, um die Festivalbesucher*innen zu inspirieren..
OStR Mag. Dr. Manfred Weissenbacher