GROSSER DANK
an alle Beteiligten der Gedenkveranstaltung am 23.05. und der Theater- und Musikaufführungen am 27.06.
23.5.2024 Gedenkveranstaltung – Veranstaltungszentrum Judenburg:
Eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Ermordung und Vertreibung der Jüdinnen und Juden Judenburgs
Ein langer Vorlauf: Schon im Schuljahr 2022/23 kam von der Bildungsdirektion Obersteiermark West die Idee und dann der Auftrag, dass ab dem Schuljahr 2023/2024 für die nächsten sechs Jahre, jede Schule der Region Judenburg eine Gedenkveranstaltung am Mahnmalplatz in Judenburg bei den Zwei Ringen abhalten sollte. Die Zwei Ringe, genauer die „Zwei Ringe im Strom der Zeit“ sind eine Gedenkstätte mitten in Judenburg, in der Messerschmiedgasse. Dort soll nicht nur der vertriebenen Jüdinnen und Juden erinnert werden, sondern auch daran, dass es zweimal in der Geschichte dieser Stadt blühende jüdischen Gemeinschaften gab: Ein Ring steht für die jüdische Gemeinde im Mittelalter – in diesen sind urkundlich erwähnte Namen aus dieser Zeit eingeschnitten- der andere für die in der Neuzeit bis1938 existierende. In diesem sind die Namen der im zweiten Weltkrieg vertriebenen und ermordeten jüdischen Familien Judenburgs zu lesen. Die zweite Gemeinde lebte bis 1938 gut integriert innerhalb einer christlichen Mehrheitsgesellschaft, mit eigenem Gebetshaus am Martiniplatz in Judenburg.
Die Zwei Ringe wurden von Schüler*innen des BG/BRG Judenburg und der ZPC-Schule (eine jüdische Gesamtschule) in Wien in den Jahren 2014 – 2015 während gemeinsamer Treffen in Wien und Judenburg entworfen. 2018 gab dann die Gemeinde Judenburg die Finanzierung frei, sodass der von Schüler*innen gestaltete Entwurf vom Leobener Künstler Clemens Neugebauer in adaptierter Form als Skulptur gebaut und schließlich 2019 feierlich eröffnet werden konnte.
Am Donnerstag, dem 23.5. 2024, wurden also zum ersten Mal wieder Leute an diesen Ort der Erinnerung an die jüdische Geschichte und an die Namensherkunft Judenburgs geladen. Da für diesen Tag Regen vorhergesagt wurde, nahmen wir die Einladung der Gemeinde Judenburg dankend an, die Gedenkveranstaltung doch im Veranstaltungszentrum in der Kaserngasse abzuhalten.
Dort luden die Veranstalter, das BG/BRG Judenburg und die Gemeinde Judenburg zu einem umfassenden Programm ein. Durch das fast 2 1/2 – stündige (!!!) Programm führten das charmante Moderator*innen-Team Karoline Weiß und Florian Holziger. Mitgestaltet wurde die Moderation von Tristan Hansemann und Moritz Baumgartner. Sie wurden wochenlang und höchst professionell von Thomas Murr vorbereitet.
1. Teil der Veranstaltung – für die Kleinen
Den ersten Programmpunkt ab 10:35 Uhr bildete das Theaterstück „Hannas Schlüssel – eine szenische Reise durch die jüdische Geschichte Judenburgs“. Die Schüler*innen der 3E und der 3A spielten darin eine Zeitreise durch die jüdische Geschichte Judenburgs nach. Alles fängt damit an, dass die zwei Mädchen Hanna und Lucy (gespielt von Valentina Celin und Kirana Fasch bzw. Zoe Krenker) dem Familiengeheimnis von Hanna auf die Spur gehen. Sie entdecken dabei einen Schlüssel, durch den sie nicht nur Hannas jüdischer Urgroßmutter (eingesprochen durch Shana Fries und Elena Morina) durch Videoeinspielungen begegnen, sondern auch auf eine Zeitreise bis in die jüdische Besiedelung Judenburgs im Mittelalter geschickt werden. Während dieser Reisen treffen sie Miriam, ein jüdisches Kind im mittelalterlichen Judenburg (gespielt von Laura Brunner) und später Neria, ein Mädchen, das um 1890 gerade dabei ist, mit ihrer Familie aus Galizien (heute Ukraine/Polen) nach Judenburg zu reisen. Sie erfahren, dass Jüdinnen und Juden im Mittelalter in Judenburg u.a. Hebräisch, und die aus Galizien kommenden Jiddisch (eine Mischung aus Mittelhochdeutsch und slawischen Sprachen) sprachen. Im Stück wird erzählt, dass es in Judenburg vor der letzten endgültigen Vertreibung durch die Nationalsozialisten, eine lebendige jüdische Kultur gab. Am Ende kommen die beiden Zeitreisenden Hanna und Lucy wieder im Jahr 2024 an. Dort treffen sie Benjamin (gespielt von David Kreiter/Christian Pirker) und Judith (Nina Kaiserfeld), die gerade Steine des Gedenkens auf das Mahnmal legen. Im Judentum ist es nämlich Brauch, dass man nicht Blumen sondern Steine auf die Gräber der Verstorben oder auf Gedenkstätten legt.
Am Ende des Stückes, standen alle Darsteller*innen mit Körben voller Friedenssteine, die Fabian Müller mit seinen Schüler*innen im Religionsunterricht wunderschön gestaltete, auf der Bühne. Jedes Volksschulkind durfte sich einen aussuchen und diesen nach der Veranstaltung als Zeichen des Friedens und des Gedenkens auf die Zwei Ringe legen.
Die Bühnentechnik durch David Islitzer, Luan Pinter und Mathis Sailer funktionierte reibungslos – obwohl es nur sehr wenige Proben mit Technik gab! Am Mischpult war Martin Obermaier, der den Sound perfekt auf den großen Raum (ca. 400 Zuseher) abstimmte. An den Kameras standen Alexander Propst, Philipp Thonhauser und Christian Pirker. Der Applaus war lange und die Darbietung wurde umfassend gelobt. Inszeniert hat das Stück mit ihnen die Regisseurin Sigrid Sattler vom Theo Oberzeiring.
Das ästhetische Bühnenbild und die stimmige Musik stammen von den Schüler*innen der MuA-Gruppe der 6. Klasse Die Musikerinnen aus den sechsten Klassen waren: Katharina Pfandl, Sophie Schöttel und Hannah Stergar. Sie standen unter der künstlerischen Leitung von Günter Steiner und Johannes Thaler, die selbst gestaltende Musiker bei diesem Stück waren. Auch diese Gruppe hat viele Monate für ihren wunderbaren Inszenierungsbeitrag geprobt.
2. Teil der Veranstaltung – für die Großen
Nach einer kurzen Pause baten Karoline Weiss und Florian Holzinger verschiedene prominente Rednerinnen und Redner auf die Bühne. Unter ihnen waren Dr. Anthony Scholz, der ehemalige Vizepräsident der jüdischen Gemeinde Graz und Vertreter für den Verein Granatapfel sowie Herr Benjamin Skolet und seine Mutter Evelyn Skolet, eine einst in Judenburg ansässige Geschäftsfrau. Sie ist die „letzte in Judenburg geborene Jüdin“, wie uns ihr Sohn berichtete.
Auch im zweiten Teil dieser Veranstaltung gab es ein Theaterstück: Timo Pichler inszenierte mit der Theatergruppe des BG/BRG Judenburg eine Neuinterpretation der Ringparabel von Gotthold Epharim Lessing. Dieses Stück passte sehr gut zum Thema der Veranstaltung, da es in diesem um die Wichtigkeit des Einbezugs der Vernunft in Entscheidungen ist – jenseits der unterschiedlichen religiösen Vorstellungen. Die Darstellerinnen dieses Stücks waren: Lea Dolotow, Magdalena Eiwegger, Sophie Geyer, Franziska Kobald, Lena Kogler, Johanna Poier, Sophia Pojer, Marie Ruck, Julia Schatz und Lucy Schwab. Weitere Redner*innen im zweiten teil waren Michael Schiestl, der über die Namensgeschichte Judenburgs etwas vortrug und einige jüdischen Schüler*innen einer 5. Klasse der Zwi Perez Chajes – Schule in Wien, die über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus und Ihre Einstellung zur Gedenkkultur sprachen.
Auch nach dieser Vorstellung gab es ausgiebigen Applaus.
Den Abschluss bildete der wunderschöne Friedenssong „Reaching out for peace“, komponiert und arrangiert in Music and Arts unter der Leitung von Martin Obermaier. Die großartigen Performer*innen waren: Nadine Kogler, Eileen Salfellner und Karoline Weiss. Mitkomponiert haben den Song: Lena Kaiser, Sandra Richter, Sarah Rohrleitner, Franziska Bärnthaler, Lena Diethart und Viktoria Prenn.
Nach der Veranstaltung lud Herr Pfarrer Rudolf Rappel alle Beteiligten und die Ehrengäste zu einer gemütlichen Agape in den Pfarrhof der Pfarre St. Nikolaus.
27.6 – BG/BRG Judenburg/große Aula: Die nochmalige Aufführung der Theaterstücke
„Die Ringparabel – neu interpretiert“
„Hannas Schlüssel – eine szenische Reise in die Geschichte der Judenburger Juden”
und des “Friedenssongs”
Da bei der Gedenkveranstaltung in Judenburg am 23.5.2024 nicht alle Schüler*innen die aufwendig produzierten Theaterstücke sehen konnten, lud die Schule alle anderen Schüler*innen des Gymis am 27.6. noch einmal in die Aula um die bereits gezeigten Stücke noch einmal in andere Location vorzuführen.
Katrin Horn, die die Homepage für das Judenburger Mahnmal (https://www.judenburg.at/mahnmal/) im Rahmen ihrer VWA-Arbeit neu gestaltet hat, wurde zu diesem Anlass auch vom Lions-Club geehrt. Ihr wurde eine „Zertifikat für besondere Leistungen im Bereich des Friedens und der Demokratie“ überreicht. Wir bedanken uns auch noch einmal herzlich für Ihre wunderbare Arbeit!
Bedanken möchte ich mich auch besonders bei Martin Obermaier, der m 27.6. nur für den Aufbau der Tonanlage in die Schule kam und für guten Sound sorgte!
Ohne die Beteiligung, ohne die freiwillige und unbezahlte Arbeit so vieler Jugendlicher und Erwachsener wäre das Projekt Gedenkveranstaltung und die nochmalige Aufführung der Theateraufführungen nie möglich gewesen!
DANKE EUCH ALLEN!!
Prof.in Mag.a Katja Heiden (Projektorganisation)